Unternehmen steuern in Zeiten von Corona. Unsere heutige Welt war auch schon ohne Corona verwirrend genug. Technische Veränderungen, die Digitalisierung, 5G Netz, kriegerische Auseinandersetzungen oder der Terror, um nur einige Herausforderungen und Entwicklungen unserer Zeit zu nennen. Doch jetzt dominiert Corona unsere Politik, Gesellschaft und natürlich auch das Wirtschaftsleben in einem Ausmaß, wie wir es – zumindest meine Generation – noch nicht erlebt haben. Was wird morgen sein, schaffen wir nach Überwindung der Krise den Sprung zurück in ein normales Wirtschaftsleben?
Wie soll man heute die Budgets und Ziele für die nächsten drei Jahre oder sogar nur für das nächste Jahr realistisch festlegen können? Wie kommt man zum Ziel, ohne zu wissen was das Ziel ist? Wie Unternehmen steuern in Zeiten von Corona?
Die Welt ist Vuca geworden
Wie plant man Projekte oder Abteilungen, wenn klassische Ansätze der Planung, der Budgetierung oder des Forecasting versagen, weil die Welt „Vuca“ geworden ist. Also sich im Umbruch befindet (Vuca steht für „volatility“ – die Dynamik, „uncertanity“ – die Unsicherheit, „complexity“ – die Komplexität und „ambiguity“ – die Mehrdeutigkeit) und somit eine unsichere Zukunft kein klares Ziel mehr zulässt.
Die Zukunft mag vielleicht nicht vorhersehbar sein, aber man kann sie noch immer aktiv gestalten. Ein Unternehmen kann zum Beispiel neue Technologien entwickeln oder sein bisheriges Geschäftsmodell hin zu einer höheren Wertschöpfung transformieren. Durch ein solches aktives, in die Zukunft gerichtetes Handeln kann sich die Unklarheit der Zukunft reduzieren, da gewisse Entscheidungen über Ziel und Anforderungen getroffen wurden. Man spricht dabei vom sogenannten Effectuation-Ansatz. Dieser basiert auf Situationen, in denen Entscheidungen nicht mit Logik und Vorhersagen getroffen werden können, weil Prognosen aufgrund der Unsicherheit nicht möglich sind. Prof. Saras Sarasvathy der University of Virginia (USA) hat diesen Ansatz ausgearbeitet.
Neue Ansätze zur Bewältigung von Chaos
Der sogenannte Effectuation-Ansatz basiert auf Situationen, in denen Entscheidungen nicht mit Logik und Vorhersagen getroffen werden können, weil Prognosen aufgrund der Unsicherheit nicht möglich sind. Der Ansatz geht davon aus, dass die Zukunft nicht vorhergesehen, jedoch aktiv gestaltet werden kann – z. B. indem eine Firma entscheidet, eine bestimmte Technologie zu entwickeln.
Dabei werden neue Denkansätze verwendet wie zum Beispiel, dass die verfügbaren Mittel und Ressourcen bestimmen, welche Ziele angestrebt werden – und nicht umgekehrt. Was konkret unternommen wird oder welche strategischen Stoßrichtungen gewählt werden geht dabei nicht von einem Gewinnziel, sondern davon aus, welchen Verlust das Unternehmen verschmerzen kann. Besonders wichtig ist der Umgang mit unerwarteten Umständen, Ereignissen oder Zufällen. Diese werden als Chance und Hebel zur Veränderung genutzt und soweit wie möglich als unternehmerische Gelegenheiten mit Handlungsauftrag verstanden.
Genauso wichtig sind Netzwerke und Partnerschaften. In unsicheren Zeiten braucht es Partner die bereit sind, verbindliche Vereinbarungen zu treffen und gemeinsam nach Potentialen zu suchen, die in der Lage sind die Erfolgsaussichten zu steigern.
Mit dem Effectuation-Modell Neues schaffen
Das Effectuation-Modell zielt darauf ab gemeinsam Neues zu schaffen. Den Führungskräften kommt dabei eine zentrale Rolle zu, denn vieles muss komplett neu gedacht und auch umgesetzt werden. Ist weder das Ziel noch der Weg klar ist die Entscheidungsfindung chaotisch und es fehlen oft die erforderlichen Erfahrungswerte und insbesondere die Lösungsansätze.
In dieser Situation empfiehlt es sich Dinge auszuprobieren, Ergebnisse daraus rasch zu bewerten und sofort bei ungewünschten Abweichungen neu zu reagieren. Diese Schleife ist solange fortzusetzen bis man sich an ein Ziel annähert, das bei Beginn des Prozesses noch gar nicht feststeht. Wurde durch diesen iterativen Prozess Klarheit gewonnen, wird aus einer chaotischen Entscheidungssituation erst eine komplexe und dann eine komplizierte.
Sobald die Situation „kompliziert“ ist kommt man üblicherweise mit Standardprozessen gut voran. Ist sie „komplex“ oder „chaotisch“, sollte man modernes Forecasting mit agilen Methoden verbinden.
Was bedeutet das für eine moderne Unternehmenssteuerung
Beim klassischen Forecasting können Projekte zum Beispiel mit der Cost to Complete Methode detailliert geplant werden, weil die Ziele klar definiert sind. Durch einen modernen digitalen Projektsteuerungs- und Forecasting Prozess können Teams effizienter zusammenarbeiten und Projektleiter und Führungskräfte rasch neue Erkenntnisse gewinnen, um bessere Entscheidungen treffen zu können.
In komplexen oder chaotischen Situationen, so wie aktuell durch Corona vorgezeigt ist es klug, wenn Planung und Forecasting ausgehend von den vorhandenen Ressourcen und Mitteln ausgeht. Standards und neue Wege können über Szenarien im modernen Forecasting System geplant werden. Im Laufe des Projektes kann dann damit rasch die Entwicklung der einzelnen Szenarien überprüft und sofort reagiert werden. Ist diese Schleife abgeschlossen, werden neue Forecast-Szenarien ermittelt, die umgehend in Handlungen umgesetzt werden können.
Eine moderne Projekt- und Unternehmenssteuerung unterstützt mit Transparenz, Konsistenz, Tragfähigkeit und Aktualität der Daten und erleichtert nicht nur die Bearbeitung, sondern auch die Analyse. Moderne Systeme unterstützen dabei mit selbstlernenden Strategien und machen Vorschläge basierend auf Künstliche Intelligenz. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Kommunikation zu. Neue Dinge auszuprobieren braucht beispielsweise eine gute Dokumentation. Moderne Systeme müssen das was man sich gedacht hat an der Stelle wo man es sich gedacht hat nachvollziehbar dokumentieren. Das digitale Arbeiten im Team ist zur Bewältigung von Herausforderungen ebenso wichtig wie eine moderne Kommunikationsumgebung, z. B. in Chat-Form mit umfangreichen Erinnerungsfunktionen. Um rasch reagieren zu können sind aber auch unkomplizierte Zugriffmöglichkeiten auf alle relevanten Informationen erforderlich. Webbasierte Cloud Anwendungen ermöglichen zeit- und ortsunabhängige Zugänge.
Stabiler Faktor und gleichzeitig agile Methode
Eine moderne Projekt- und Unternehmenssteuerung unterstützt die Führung dabei sich kritisch zu fragen, ob man sich noch auf dem richtigen Weg befindet. Das System wird selbst dabei zu einem stabilen Faktor und gleichzeitig zur agilen Methode, die es möglich macht, unkonventionelle Lösungswege zuzulassen, um neue unklare Ziele iterativ zu entwickeln.
Neues ausprobieren, anschauen, reagieren, von Ressourcen und Mitteln ausgehen und Ziele iterativ erst entwickeln braucht stabile Rückendeckung in Form einer modernen digitalen Projekt- und Unternehmenssteuerung.